* 9. Juni 1843 in Prag, Kaisertum Österreich; † 21. Juni 1914 in Wien
Eine richtig kluge Frau
Am 3. September 1891 forderte Bertha von Suttner in einem Artikel der Neuen Freien Presse die Gründung einer „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde“ mit den Worten:
"Darum ist es nothwendig, daß überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nach Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken."
– Bertha von Suttner: Der nächste Friedenscongreß in Rom (1891)
Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha von Suttner den von ihr angeregten Friedensnobelpreis, den sie am 18. April 1906 in Kristiania entgegennahm.
"Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter."
– Bertha von Suttner Schach der Qual (1898)
"Wir sind im Besitze von so gewaltigen Vernichtungskräften, dass jeder von zwei Gegnern geführte Kampf nur Doppelselbstmord wäre. Wenn man mit einem Druck auf einen Knopf, auf jede beliebige Distanz hin, jede beliebige Menschen- oder Häusermasse pulverisieren kann, so weiß ich nicht, nach welchen taktischen und strategischen Regeln man mit solchen Mitteln noch ein Völkerduell austragen könnte."
– Bertha von Suttner: Der Frieden in 100 Jahren (1908)
Anlässlich des ersten Bombenabwurfs aus einem Flugzeug im Jahr 1911 durch italienische Piloten warnte sie vor den Folgen einer offensichtlichen Industrialisierung in der Kriegsführung:
"Und mit jedem Tag wird der Krieg verbrecherischer. Denket an die aus Wolkenhöhen herabfallenden Sprengstoffbomben, die zum erstenmal in diesem Feldzug erprobt worden sind. ‚La prima Torpedine del cielo‘, jubelten die römischen, chauvinismustrunkenen Blätter… Auf ein Lager von 2000 ruhende Menschen und Tiere wurde von einem kühnen Leutnant (Gavotti ist sein Name) von einem ‚Etrich‘ herab eine Bombe geschleudert. Schreiend und rasend liefen die Nichtgetroffenen auseinander und auf die Fliehenden warf der ‚himmlische‘ Held noch seine übrigen Bomben. […] Nein, humanisieren läßt sich bei den heutigen und morgigen Kriegsmitteln (Fernlenkboot, Tod durch Taster usw.) der Krieg nicht mehr; vergebens ist es, ihn den Gesetzen der steigenden Kultur und der erwachenden Menschlichkeit anpassen zu wollen; nur zweierlei ist möglich: daß die Zivilisation den Krieg vernichtet, oder daß im Zukunftskrieg die Zivilisation zugrunde geht.“
– Bertha von Suttner: Artikel in der Zeitschrift Neues Frauenleben, XXIII. Jahrgang, Nr. 11 vom Dezember 1911
Das hier kennen wir auch:
Sie warf Politik und Medien vor, das Aufrüsten als alternativlos darzustellen: "Es gilt als bewiesene Weisheit, dass weiter und weiter gerüstet werden muss: es wäre unverständig und kindisch, noch dagegen zu reden. Das könnten höchstens die jeder Realpolitik entrückten Friedensvereinler tun."
"Denn wenn jeder nur zur Verteidigung bewaffnet ist und nicht zum Angriff, wenn man also den Angriff ausschaltet, so kann überhaupt kein Krieg entstehen und die Rüstungen lassen sich sparen."
"Der Militarismus braucht den drohenden Krieg"
"Dass der Rüstungswettlauf ein Ende nehmen muss, ist eine einfache mathematische Wahrheit. Eine ins Unendliche potenzierte Zerstörung kann es nicht geben, weil ja das zu Zerstörende endlich ist.
Bertha von Suttner: 1897
Das 20. Jahrhundert wird nicht zuende gehen, ohne dass die Menschheit die größte Geißel - den Krieg - als legale Institution abgeschüttelt haben wird. Ich habe bei meiner Tagebuchführung die Gewohnheit, bei Eintragungen von Situationen, die drohend oder verheißend sind, ein Sternchen zu machen, ein paar Dutzend weißer Blätter umzuschlagen und dorthin zu schreiben: Nun, wie ist es gekommen? Siehe S. xy. Dann, wenn ich beim Weiterschreiben ganz unvermutet auf diese Frage stoße, kann ich sie beantworten. Und so frage ich hier einen viel, viel späteren Leser, der diesen Band vielleicht aus verstaubtem Bodenkram hervorgeholt hat: „Nun, wie ist es gekommen? Hatte ich recht?“ Der möge dann auf den Rand die Antwort schreiben - ich sehe die Glosse schon vor mir: „Ja, Gott sei Dank!“